Mittwoch, 7. Dezember 2011

Stand der Technik

Vor ziemlich genau zehn Jahren habe ich das erste Mal eine VDR Installation gesehen. An der FH an der ich mich eingeschrieben hatte, fand im Sommer vor meinem ersten Semester ein "Computercamp" statt. Dort hatte ein späterer Kommilitone einen Opel Corsa voller Hardware mitgebracht. Unter anderem war eine Satellitenschüssel dabei, die wir mit viel Panzertape an mehrere Stühle montierten und durch das Fenster gen Astra-Satellit richteten. Über eine Satelliten-Tuner-Karte landete der empfangene Datenstrom in einem Linux-PC auf dem diese VDR Software lief. Es dauerte nicht lange, da hatten wir einen Stream aufgesetzt, und man konnte per Multicast von überall im Netz aus fernsehen (was die Switches ziemlich ins schwitzen brachte..). Das fand ich so faszinierend, dass ich ein paar Wochen später ebenfalls einen VDR-Rechner zusammengebaut habe.

Seitdem habe ich stets in dem Themenbereich herumexperimentiert und geschaut, was so alles möglich ist. Und der aktuelle Zwischenstand begeistert mich ziemlich. Das hat viel damit zu tun, was der Obstladen aus Cupertino und Google in letzter Zeit so entwickelt hat, aber ich denke auch, dass es einfach diese Zeit gebraucht hat die Technologie soweit zu bringen, dass sie täglich gut und einfach nutzbar ist.

Ein paar Beispiele:

  • Eine meiner Lieblingsanwendung: Airplay. Ich habe mir kürzlich einen AV Receiver mit Airplay zugelegt (einen Pioneer VSX-921K). Nicht nur, dass man das Gerät komplett per iOS oder Android App vom iPad und Smartphone aus fernbedienen kann, nein, das absolute Killerfeature für mich ist, dass der Receiver sich automatisch anschaltet und den passenden "Eingang" auswählt, wenn ich ihn vom Mac/iPad aus als Ausgabegerät auswähle. Es macht Klack, die Kiste bootet, und ein paar Sekunden später kommt die Musik aus den Hifi-Boxen und die Lautstärke lässt sich über den Schieberegler in iTunes/Airfoil/Simfy einstellen. Fantastisch. Früher habe ich versucht so etwas mit den Audio-Deamons unter Linux und Extra-Software wie NMM hinzubekommen. Das war kompliziert - oft stundenlange Tüftelei bis es lief - und meist unzuverlässig. Es hat natürlich dennoch Spaß gemacht, damit zu spielen, weil es zu der Zeit noch nicht selbstverständlich war, aber es gut, eine stabile, einfache Lösung für den täglichen Gebrauch zu haben.
  • Ebenfalls sehr cool finde ich Möglichkeit mit dem iPad/iPhone entweder Inhalte direkt auf dem großen LCD-TV ausgeben zu können, oder dieser Geräte per Remote-App als Fernbedienung für die Steuerung der Wiedergabe nutzen zu können. Ich war früher schon begeistert, als ich gelernt habe, wie man X11 Programme über das Netzwerk auf einem anderen Rechner darstellen konnte. Das ist heute geradezu trivial möglich - und noch viel mehr.
  • Man mag von iTunes halten was man will - und viele Dinge sind sicherlich auch suboptimal - aber  das Konzept "digital Hub" geht auf, wenn man sich darauf einlässt. Hat man erstmal alle Musik/Filme/Serien/Podcasts im iTunes Repository, dann sorgt die Software zuverlässig dafür, dass die Inhalten auf allen Geräten synchronisiert zur Verfügung stehen. Das schließt sogar die Playcounts und die aktuelle Wiedergabeposition ein. Beispiel: Ich höre auf Heimweg von der Arbeit auf dem Rad einen Podcast. Der Inhalt ist interessant, und ich möchte ihn gerne zuhause weiterhören. Dann wird der iPod fix an den MAC gestöpselt, und die Wiedergabe per Airplay auf dem AV-Receiver gestartet. Schon läuft der Inhalt nahtlos weiter. Will man abends im Bett noch ein Folge der Lieblings-Sitcom schauen, ist das über die Privatfreigabe von iTunes ebenfalls kein Problem. Der Inhalt wird einfach übers WLAN rübergestreamt.
  • Die "Photostream" Features von iOS und Android (über die Plus-App) gefallen mir ebenfalls sehr gut. Man macht mit dem Smartphone ein Photo, und Sekunden später ist es auf allen möglichen Geräten verfügbar, z.B. um es in ein Online-Posting einzubauen. Kein nerviges USB-Kabel-synchen mehr. Klar, mit Dropbox geht das prinzipiell schon länger, aber erforderte doch noch immer etwas Handarbeit.
  • Backups: Nie war es für mich so einfach, ein zuverlässiges,aktuelles Backup zu erstellen, wie derzeit mit der MAC Timemachine, die auf mein Synology NAS sichert. Die Einrichtung ist in ein paar Minuten passiert, anschließend sichert ein Hintergrunddienst meine geänderten Daten. Geht die Platte kaputt, kann man das System einfach wieder von NAS installieren. Das habe ich bisher schon dreimal ausprobiert (Anlässlich von Festplattentauschs oder Systemupgrades) und es hat jedesmal problemlos funktioniert. Klar ging das auch vorher schon immer mittels RSync und Co, aber die Einfachheit und Klarheit der Lösung ist bestechend.
  • Musik-Streaming-Dienste: Mit Napster und Simfy sind in Deutschland ja mittlerweile zwei Dienste vertreten, die meine Wünsche als Musikkonsument meist erfüllen. Aktuell bin ich zahlender Simfy-Kunde, nachdem ich Napster wegen Mangelndem Support für mobile - und nicht-Windows Geräte gekündigt habe. Für ca. 10 € im Monat erhält man Zugriff auf Server voller Musik. Die Musik kann man streamen oder aber lokal herunterladen und auf dem Rechner/Smartphone/Tablet spielen. Seit ich Zugriff auf das wohlsortierte und aktuelle Musik-Verzeichnis habe, spiele ich nur noch wenig Musik aus meiner MP3-Sammlung. Einziger Wermutstropfen für mich ist, dass ich die Alben nicht auf meinen iPod übertragen kann. 
  • Akkulaufzeiten: Sowohl Laptop als auch Table haben Laufzeiten von ca. 10 Stunden und man muss sich nicht mehr ständig Sorgen über die Restlaufzeit und die nächste erreichbare Steckdose machen. Das Android-Smartphone will allerdings jeden Tag an die Ladung, das dürfte gerne noch länger halten.
  • Mobile und heimische Netzverfügbarkeit: Mit dem Smartphone bin ich für 10€ monatlich dauerhaft mobil online. Für 25€ im Monat bekomme ich eine 32Down/1Up MBit Flatrate. Ich errinere mich noch gut genug an Modem und ISDN-Zeiten mit horrenden Telefonrechnungen und der steten Suche nach dem günstigsten Call-by-call Provider, um das zu schätzen zu wissen.
  • Günstige embedded Geräte. Auch wenn ich den Arduino-Board manchmal etwas skeptisch gegenüber stehe: Was sich die die ganze *duino-Bewegung in letzter Zeit im Bereich der coolen Basteleien mit embedded Geräte getan hat ist wirklich beachtlich. Es ist mittlerweile sehr leicht, einen Einstieg in die Thematik zu finden und das Web ist voll mit Informationen und Anregungen zu Projekten.

Alles in allem finde ich sind also grad ein paar sehr schöne Entwicklungen im Gange, die die Technik anwenderfreundlicher und angenehmer zu benutzen machen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen