Tag 7
Heute geht es nach Whistler. Auf dem Weg dorthin machen wir Halt an den Brandywine Falls. Das ist ein Wasserfall, der zwar nicht der höchste, aber für mich einer der imposantesten bisher ist. Das liegt vermutlich daran, dass man den Fluss von einer Steilhang auf Höhe des oberen Flusslaufs aus von oben in ein ausgespültes rundes Loch hineinstürzen sieht.
Wenig weiter mündet der Brandywine creek in einen Stausee. Ein kurzer Trail führt zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man den mäandrierenden Flusslauf und das Talbecken überblicken kann.
Weiter gehts nach Whistler. Hier wurden letztes Jahr die olympischen Winterspiele ausgetragen, aber wir sind wegen etwas anderem hier: der Downhill Park von Whistler genießt unter Mountainbikern einen besonderen Ruf, die Trails hier sind weltberühmt. wir checken nahe des Orts auf einem privaten "Luxuscampground" Riverside ein, mit WiFi, Full-Hookup am Platz und PIN-Code am Sanitärgebäude. Beim checkin werden wir mehrfach ermahnt die Richtlinien zum campen im Bärenhabitat zu beachten. Bisher war es zwar auch schon normal, daß alle Mülleimer "bear save" waren, aber hier gibts spezielle Infoflyer zum Verhalten Bären gegenüber und eine kommunale Gesetzgebung die es verbietet Müll und Lebensmittel in Reichweite von Bären zu hinterlassen. Wir stecken das Pfefferspray an den Rucksack und am Fluss entlang spazieren Richtung Ortsmitte. Whistler selber ist zwar ein sehr touristisch geprägtes Städtchen, gefällt mir aber trotzdem ganz gut. Das Publikum ist jung und besteht haupsächlich aus Bikern und Snowboardern die mit ihrem Sportgerät durch die Fussgängerzone (!) flanieren und in Cafes und Kneipen abhängen. Wir schauen kurz beim Infocenter vorbei und checken dann beim Bikeverleih die Preise für Liftkarte, Mietbike und Schutzausrüstung. Wir entscheiden uns für einen halben Tag biken mit Guide, wollen aber erst morgen buchen, da das Wetter heute etwas unbeständig ist.
Wir nutzen die Gelegenheit und waschen im erstaunlich brauchbaren Waschsalon unseres Campingplatzes unsere Wäsche, dank WiFi lässt sich die Wartezeit gut überbrücken. Leider verheißt der Wetterbericht für morgen nichts gutes.
Da es abends auf unserem Platz etwas ungemütlich wird, beschließen wir in der Stadt essen zu gehen.
Tag 8
Der Tag beginnt, wie der Abend aufgehört hat: regnerisch. Wir hatten gestern schon das Tarp abgebaut, sonst wäre es bei dem Wind sich weggeflogen. In der Hoffnung auf einen spontanen Wetterumschwung packen wir das nasse Zelt ein und frühstücken erstmal im Junction Cafe auf dem Campingplatz.
In Bike-Montur, aber ziemlich unsicher ob heute wirklich ein guter Tag zum Downhill-Biken ist, fahren wir Richtung Liftparkplatz. Immer wieder gibts heftige Regenschauer. Im Bikepark selber sind soweit wir das von unten sehen können nur Bagger und Raupen unterwegs, die den nassen Matsch wieder in Form bringen. Der Berg ist in dicke Nebelschwaden gehüllt. Schweren Herzens beschließen wir ob dieser widrigen Bedingungen also, den Bike-Tag in Whistler auszulassen. Bei diesem Wetter würde es einfach keinen Spass machen und das Geld ist anders besser angelegt.
Weiter geht die Fahrt also von Whistler Richtung Osten, in die Rocky Mountains. Die Straße wird immer einsamer, nur noch ab und zu passieren wir Häuser. Einige der Bauten kann man fast nicht als Haus bezeichnen, es handelt sich um verfallene Bretterverschläge, die aber überraschenderweise dennoch bewohnt zu sein scheinen. Es tauchen Schilder auf wie "check your fuel, next service 130km".
Kurz hinter einem Pass stapfen wir auf über zweitausend Meter dann zum ersten Mal durch Schnee auf dem Weg zu einem kleinen Gebirgssee Joffre Lake. Nach dem Pass ändert sich das Landschaftsbild drastisch. Wir fahren durch eine geradezu trockene Salbeiwüste mit kargen Hängen und Weiden in Richtung Lillooet.
Dort gibts Sprit für den Jeep und deutsches Brot für uns: ein deutsches Auswanderer-Ehepaar hat sich hier niedergelassen und eine "german bakery" eröffnet. Mit deutschem Meisterbrief an der Wand! Das erworbene Körnerbrot verspeisen wir bei der Mittagsrast am nahegelegen See, als endlich mal die Sonne zu Vorschein kommt. Selbstverständlich hat auch dieser Rastplatz am Highway zu jeder Picknickbank eine Feuerstelle.
Unsere Fahrt geht weiter über 70-mile-house zum Green Lake provicial park, wo wir heute Nacht bleiben wollen. Hier gibts das erste Mal wirklich viele Moskitos, so dass wir unser Abendessen mit lustigen Moskitonetzen über dem Hut verspeisen. Schließlich flüchten wir vor Regen und Moskitos ins Auto und planen die Weiterfahrt. Nach kurzem Telefonat mit Yvonne und Stephan steht der Plan, morgen bis Jasper zu fahren, um uns übermorgen auf halber Strecke nach Banff auf dem Icefield Parkway zu treffen.
Als wir später der Rangerin von unseren Plänen erzählen, meint die nur, wir würden ohne Reservierung ernsthafte Probleme bekommen, einen Campground zu finden. Es ist langes Wochenende in Kanada übermorgen, am Freitag ist "Canada Day". Sie empfiehlt uns einfach in den "Bush" zu gehen. Es gäbe ja ne Menge Platz in Kanada und wir würden schon nen Creek oder See finden. Hmm, suboptimal. Wir beschliesse es trotzdem zu probieren, sind aber nun etwas beunruhigt.
Tag 9
Heute ist beginnt der Tag wieder einmal so, dass ich am liebsten gar nich austehen würde. Es schüttet in Strömen, es ist kalt und klamm. Wir packen zügig und machen uns ohne Frühstück auf den Weg nach Jasper. Da das Wetter bescheiden bleibt, beschränken sich unsere Stops auf das nötigste: Tanken und Einkaufen. Da unser Bargeld langsam knapp wird und die Mastercard manchmal etwas zickt, versuchen wir an drei Geldautomaten auf dem Weg unser Glück, leider erfolglos.
In Jasper angekommen fahren wir direkt durch zum whistlers campground, um auch ohne Reservierung noch einen Platz zu ergattern. Zum Glück klappt das, wenn auch nur für eine Nacht - dann ist long Weekend und der Platz voll.
Wir schauen uns Jasper an, decken uns im lokalen Liquor store mit neuen Bier- und Weinvorräten ein und nehmen auf dem Rückweg noch eine Pizza zum Abendessen mit zum Zelt. Schon beim Aufbauen heute mittagwaren uns die Waipiti Hirsche aufgefallen, die hier völlig unbeindruckt von den Campern zwischen den Zeltplätzen äsen. Das ist schon witzig, wie diese mannshohen Tiere sich überhaupt nicht von menschlicher Anwesenheit beeindrucken lassen. Ich laufe mit dem Kamera rüber und kann Aufnahmen aus wenigen Metern Entfernung machen, super!
Wir erkunden am abend noch ein wenig den ausgedehnten Campground und machen Bekanntschaft mit einem Murmeltier das am Wegrand wohnt. Da es am wieder windig und kühl wird, verbringen wir den restlichen Abend mit Sitcoms auf dem iPad im Jeep.
Tag 10
Heute gehts in Richtung Lake Louise und Banff. Wir sind um 11 uhr mit Yvonne und Stephan am Saskatchewan river crossing verabredet, die gestern nach von Edmonton aus hierher gefahren sind. Nach dem Frühstück gehts also direkt auf den Icefield Parkway gen Süden. Die Kulisse dieser Straße ist wirklich beeindruckend, links und rechts türmen sich die schneebedeckten Gipfel der Rocky Mountains auf. Da wir den ein oder anderen Fotostop einlegen müssen, kommen wir mit 20 minütiger Verspätung am vereinbarten Treffpunkt an. Nach dem nötigen Tankstop zu horrenden Monopolpreisen treffen wir uns kurz am Auto der beiden, daß sie sich für ihren Aufenthalt hier zugelegt haben, einem knapp 30 Jahren alten Pontiac Parisi'enne :)
Nach kurzer Lagebesprechung gehts dann gemeinsam 20km den Highway herunter in arichtung Süden. Wir wollen allen Long-Weekend Warnungen zum Trotz unser Glück auf einem Campground am Waterfowl Lake probieren. Die Plätze hier werden nach dem first-come-first-served Prinzip vergeben und so rechnen wir uns um die Mittagszeit herum noch gute Chancen aus, da die übliche Checkout Zeit um 11 ist.
Der Plan geht auch auf, wir finden noch zahlreiche unbelegte Plätze - eventuell auch, weil der Platz über keine Dusche oder sonstigen'Luxusenrichtungen' verfügt. Nach erfolgter Self-Registration bauen wir unsere Zelte auf und kochen ein bisschen Mittagessen.
So gestärkt geht es dann einige Kilometer zurück zum Mistaya Canyon. Jenseits der beindruckenden Wildwasserschlucht startet ein Trail runter zum Howe River, dem wir 6 km weit durch dichten Wald folgen, bis wir schließlich übere eine flache Talebene zum Fluß gehen können. Im dichten Wald zu wandern ist zunächst etwas ungewohnt, mahnen doch sämtliche Infoblättchen die überallverteil werde zur Vorsicht bei Kontakt mit Bären. Interessant zu beobachten wie sich die Wahrnehmung mit der Umgebung ändert; während man im dunklen Unterholz ständig irgendwelche Konturen als vermeintlichen Fressfeind missdeutet, fühlt man sich auf der unbewachsenen Ebene am Fluss, merklich wohler :)
Ungeachtet der Bärenbedrohnung und unzweideutiger Kotspuren auf dem Weg schaffen wir es dennoch wieder zurück zum Campground.
Hier beschließen wir den Tag mit einem hervorragenden Lachs, auf Zedernholz gegart und einigen hochgeistigen Getränken, die noch dem Düsseldorfer Duty-free Shop entstammen...nicht zu vergessen marshmallows
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